Oleanna

Oleanna


von David Mamet
April 2019

2018/19 Oleanna

Egal, welche Seite Du wählst. Du liegst falsch...
Wer das Wort hat, gibt es nicht gerne her, freiwillig schon gar nicht. Auch wenn es womöglich das falsche Wort ist. Wer sich ins Wort fallen lässt, hat schon versagt. Wer aber gibt wem das Wort? Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Bestimmten Berichten zufolge war am Anfang das Wort. Ein Mann namens Johannes hat diese Auffassung in die westliche Welt gesetzt. Sie hat sich bis heute gehalten.
John heißt der Professor in David Mamets Oleanna. Er steht kurz vor der Professur auf Lebenszeit. Er ist anscheinend ein gemachter Mann. Bei ihm im Büro ist die junge Studentin Carol und bittet um Rat und Hilfe. John geht auf die lernwillige Studentin ein, der nach eigenen Angaben das Lernen so schwerfällt; er kommt ihr entgegen, bietet ihr Nachhilfe in seinem Büro an, will mit ihr den Lehrstoff seines Seminars noch einmal durchgehen und ihr nicht ausreichendes Referat als "bestanden" werten.
Am Ende ist der Professor ratlos. Carol hat ihn der sexuellen Zudringlichkeit bezichtigt, woraufhin das Berufungskomitee ihn vorläufig nicht auf den Lehrstuhl beruft. Was dann ein klärendes Gespräch sein soll, gerät für John immer mehr zur Schlinge, die Carol immer fester zuzieht.

Als Oleanna von David Mamet 1992 zur Uraufführung kam, wurde dieses Machtspiel zwischen einem Professor und einer Studentin über die Deutungshoheit von Handlungen als Musterbeispiel von „political correctness“ zu einem überwältigenden Erfolg. Und in Zeiten der #MeToo-Debatte? Was hat sich seit der Uraufführung wirklich verändert? Jedenfalls spaltet Oleanna noch immer die Zuschauer und deren Meinung. Worum geht es wirklich? Geht es um "wer hat Recht?" oder tatsächlich um sexuelle Belästigung? Wer ist der Böse in diesem Spiel? Der sexistische, kleinliche Professor oder die rachsüchtige Studentin? Ein Stück vom rechten Gebrauch und vom rechten Verständnis der Worte. Mamets dramatischer Befund offenbart den Zusammenbruch der Kommunikation und damit einen unüberbrückbaren Graben, der die Gesellschaft spaltet. Wenn eine Seite diktiert, kann es keine Verständigung geben.

Es spielen: Günther Götsch und Petra Rohregger

Regie: Claus Tröger
Licht: Jan Gasperi

Premiere: So. 7. April 2019 – Beginn 20 Uhr
Weitere Aufführungen: 11./13./14./15./16./17. April 2019
Beginn 20 Uhr

Gastspiel in Schlanders: 24. April 2019 - Beginn 20 Uhr
Gastspiel in der Decadenz Brixen: 14. und 15. Februar 2020 - Beginn 20.30 Uhr
Gastspiel in der Carambolage Bozen: 28. und 29. Februar 2020 - Beginn 20.30 Uhr